12 Monate voller Fortschritte 

Quelle: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA)

 Viele Eltern lesen eine Menge über die Entwicklung von Kindern. Das ist sicher gut so. Weniger gut wäre es allerdings, wenn dann jede Bewegung, jede Reaktion des Babys begutachtet und termingemäß abgehakt würde. Oder wenn die Künste anderer Babys – im Freundes- und Kollegenkreis oder in der Elterngruppe – den Ehrgeiz anstacheln oder Zweifel schüren würden. Denn seien Sie gewiss: Ihr Baby ist einmalig und macht seine Entwicklungsschritte auf seine Weise. Vielleicht etwas langsamer, etwas schneller oder auch ganz anders. Manches Baby krabbelt schon im 9. Monat wie eine Supermaus, aber auf das versteckte Spielzeug unter der Dose kommt es noch nicht.

Es gibt keine Normen für Babys. Jedes Kind entwickelt sich auf seine Weise, in seinem eigenen Tempo. Es entwickelt sich mit seinen ererbten körperlichen, seelischen und geistigen Anlagen im Wechselspiel von biologischer Reifung des Körpers und seiner Organe, kindgerechten und altersgemäßen Anregungen und seinen eigenen, selbst erlebten Erfahrungen.

Wann Ihr Kind zu einem bestimmten Entwicklungsschritt bereit ist, hängt von seinem Entwicklungsalter und von den guten oder schlechten Erfahrungen ab, die es mit dem Lernen neuer Fähigkeiten bereits gemacht hat. Wenn es beginnt eine neue Fähigkeit zu entwickeln, wächst damit auch sein Bedürfnis, diese Fähigkeit auszuprobieren und ständig zu verbessern, um sie optimal nutzen zu können. Es sucht aus eigenem Antrieb nach Erfahrungen, um sich sein neues Können, Wissen oder Verhalten anzueignen und es anzuwenden. Dabei will es selbst bestimmen, wann und wie ausgiebig es sich mit etwas beschäftigt. Die Entwicklung Ihres Kindes können Sie zwar nicht beschleunigen, durch altersgemäße Anregungen und Erfahrungen können Sie es jedoch darin unterstützen.

Beobachten Sie Ihr Kind liebevoll und nicht besorgt. Fördern Sie es, aber überfordern Sie es nicht. Lassen Sie Ihr Kind die Welt mit allen Sinnen wahrnehmen, spielerisch und entspannt.

Ihr Baby verstehen

Schon am Anfang kann Ihr Baby sehen und schauen, hören und lauschen, riechen und schmecken, sich ankuscheln und entspannen. Auch scheint es Ihre Mundbewegungen und manchmal sogar den Gesichtsausdruck nachzuahmen, wenn Sie ihm mit Ihrem Gesicht ganz nah sind. All diese Verhaltensweisen zeigt es aber nur, wenn es in einem ruhigen Wachzustand ist und nicht gerade mit Müdigkeit, Hunger und Erregung zu kämpfen hat.

Auch ganz kleine Babys wollen schon mitbekommen, was ringsherum vor sich geht. Deshalb möchten sie überall dabei sein, wenn sie wach sind. Nach den ersten Wochen wünschen sie sich auch ein Bett und einen Kinderwagen mit Aussicht.

Wenn ihm etwas zu viel wird, schläft es einfach ein oder beginnt unruhig zu werden oder gar zu schreien. Manchmal schaut es einfach weg oder gähnt. Neugeborene können sich nur wenige Minuten auf eine Sache konzentrieren und brauchen dann wieder ein bisschen Ruhe. Scheint Ihr Baby echt „genervt“ zu sein, gibt es bewährte Hilfen: Vielleicht reagiert es darauf, wenn Sie es zärtlich berühren, Ihre Hand auf seinen Körper legen und ruhig mit ihm sprechen. Hilft das nicht, kann das Aufnehmen und Herumtragen beruhigen.
Manchmal tun auch Schnuller gute Dienste, denn Saugen gehört zu den Lieblingsbeschäftigungen eines Babys und hilft ihm, wieder zu sich zu finden.

Die frühe Regulation des Babys als „Entwicklungsaufgabe“

In den ersten drei Monaten nach der Geburt muss sich Ihr Baby in seinem Körper und in seiner Umgebung erst einmal einfinden und einrichten. Es muss nun eigenständig atmen, seinen Kreislauf und seine Körpertemperatur regulieren und sein Verdauungssystem anpassen. Es muss eine Beziehung zu Ihnen aufbauen, einen stabilen Rhythmus zwischen Schlafen und Wachsein, zwischen Hunger und Sattsein finden und lernen, sich mit der Zeit auch immer besser eigenständig beruhigen zu können. Dieses Sicheinrichten ist eine enorme Anpassungsleistung. Man spricht auch von „Entwicklungsaufgaben“ – bestimmte alterstypische Entwicklungsschritte, die ein Kind im Laufe seiner Entwicklung bewältigen muss, um sich weiterentwickeln zu können. Da ist es verständlich, wenn das Baby hin und wieder Unlustgefühle und Unwohlsein empfindet, die es naturgemäß zunächst nur über Schreien kundtun kann. Gerade in den ersten drei, vier Monaten ist das Schreien übrigens mit einer starken inneren Erregung verbunden, aus der Ihr Baby allein nicht mehr herausfinden kann. Durch Ihr zuverlässiges und einfühlsames Reagieren unterstützen Sie Ihr Baby darin zu lernen, seine innere Erregung so zu beeinflussen, dass es sich in seinem Körper wohlfühlt und sich immer besser wieder selbst beruhigen kann.

Wenn Ihr Kind häufig schreit und sich kaum beruhigen lässt, sollten Sie Rat in der kinderärztlichen Praxis oder in einer Beratungsstelle für Eltern mit Säuglingen und Kleinkindern suchen. Vielerorts gibt es auch sogenannte Schreiambulanzen.

Weitere Informationen finden Sie auch auf der Internetseite

www.kindergesundheit-info.de.

Ganz empfindlich: das Sehvermögen

Ein Säugling kann von Geburt an sehen, allerdings noch undeutlich. Die Sehschärfe und das Zusammenspiel beider Augen müssen sich in den ersten Lebensmonaten und -jahren erst noch entwickeln.

Ebenso wie Hören, Verstehen und Sprechen spielt das Sehen eine überaus wichtige Rolle für die gesamte körperliche, geistige und soziale Entwicklung Ihres Kindes. Wenn das Sehvermögen Ihres Babys so weit herangereift ist, dass es auch etwas entfernte Gegenstände sehen kann, ist dies z. B. eine wichtige Voraussetzung für seine Greifentwicklung. Auch für das ausgiebige Erkunden von Gegenständen gewinnt das Sehen zunehmend an Bedeutung. Mit etwa sieben bis acht Monaten beginnt Ihr Baby die Dinge, die es zuvor vor allem mit Mund und Händen untersucht hat, auch immer ausgiebiger mit den Augen zu erforschen. Im weiteren Verlauf seiner Entwicklung werden die Augen schließlich zu seinem vorrangigen „Werkzeug“, wenn es etwas Neues zu entdecken gilt.

Die Entwicklung der kindlichen Sehfähigkeiten im ersten Lebensjahr

Geburt Das Sehen ist noch unscharf, die bestmögliche Sehschärfe wird im Abstand von etwa 20–25 cm erreicht; Unterscheidung von Farben, Formen und Mustern, insbesondere Hell-Dunkel-Kontrasten: Ihr Kind schaut mit Vorliebe in Ihr Gesicht und mustert es.

ca. 3 – 4 Monate Beginn des räumlichen Sehens. Etwas entferntere Gegenstände können gesehen und Bewegungen mit den Augen verfolgt werden: Ihr Kind beginnt nach Dingen, die es sieht, zu greifen. Wenn es etwas gefasst hat, schaut es sich den Gegenstand an.

ab ca. 7 Monaten Ihr Kind erkennt Gegenstände außerhalb seiner Reichweite und streckt gezielt die Hände danach aus. Es zeigt deutliches Interesse für seine Umgebung.

Besonderes Interesse haben Neugeborene für nahe Gesichter und für satte, leuchtende Farben. Scharf sehen können sie auf etwa 20 bis 25 cm Entfernung. Für größere oder geringere Entfernungen ist die Augenlinse noch nicht flexibel genug.

Hier ist der Kinderarzt oder die Kinderärztin gefragt

  • Wenn Ihr Baby im Alter von sechs Monaten noch oft schielt (einige Sekunden langes Babyschielen).
  • Wenn Ihr Kind oft blinzelt oder die Augen reibt oder zusammenkneift, wenn es ständig mit schräg gehaltenem Kopf schaut oder seine Augen zittern (Untersuchung beim Augenarzt nötig).
  • Wenn Ihnen etwas an den Augen Ihres Kindes auffällt (z.B. Hornhauttrübung, grauweißliche Pupillen, große lichtscheue Augen, Lidveränderungen, die ein Auge verdecken) oder Sie unsicher sind, dass es gut sieht.
  • Bei Augenentzündungen, denn sie müssen ärztlich behandelt werden.

Bei Risiken (z.B. Schielen, starke Fehlsichtigkeit oder Sehschwäche in der Familie, Frühgeburt) empfehlen Kinder- und Augenärzte eine augenärztliche Kontrolle im Alter zwischen sechs und neun Monaten. Lassen Sie sich von Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin hierzu beraten.

Erfordert besondere Aufmerksamkeit: das Hören

Das Gehör hat sich bereits während der Schwangerschaft ganz ausgebildet und ist bei einem Neugeborenen voll funktionsfähig. Noch bevor ein Baby „das Licht der Welt“ erblickt, hat es die Welt schon gehört: den Rhythmus des mütterlichen Herzschlags, das Rauschen des Blutflusses, den Klang der mütterlichen Stimme, und vom ersten Tag an zeigt es eine besondere Vorliebe für menschliche Stimmen.

Wie das Sehen ist auch das Hören von enormer Bedeutung für die gesamte Entwicklung Ihres Babys. Vor allem die Sprachentwicklung hängt maßgeblich von der Hörfähigkeit ab: Ein Kind, das nicht gut hört, kann auch nicht gut sprechen lernen. Anders ist es dagegen, wenn eine Schwerhörigkeit frühzeitig erkannt wird, denn die heutigen Hörhilfen ermöglichen auch hörgeschädigten Kindern in der Regel eine normale sprachliche Entwicklung. 

 Die liebsten Geräusche am Anfang sind die Stimmen der Familie, die Ihr Baby schon aus der Zeit vor der Geburt kennt, Lieder, die Sie ihm vorsingen oder harmonische Töne, z.B. aus der Spieluhr.

So zeigt sich, wie gut Ihr Kind hört

Wie gut Ihr Baby hört, können Sie selbst zunächst nur daran erkennen, wie es auf Geräusche reagiert. In der Übersicht finden Sie einige Anhaltspunkte, woran Sie die Hörfähigkeit Ihres Babys „ablesen“ können. Wenn Sie in den verschiedenen Altersabschnitten auf die beschriebenen Verhaltensweisen und Reaktionen achten, können Ihre Beobachtungen dem Kinderarzt oder der Kinderärztin nützliche Hinweise geben. Ausgeschlossen werden kann eine Hörstörung jedoch nur über eine ärztliche Hörprüfung, die seit Januar 2009 für alle Neugeborenen in den ersten 3 Lebenstagen angeboten wird. Das Testverfahren ist völlig schmerzfrei für das Kind und kann durchgeführt werden, während es schläft. Auch bei den nachfolgenden Früherkennungsuntersuchungen wird das Hörvermögen immer wieder überprüft.

Alter
Reaktion/Verhalten Ihres Kindes

Nach der Geburt
Ihr Baby erschrickt bei plötzlichen lauten Geräuschen.

Mit etwa 3 - 5 Wochen

  • Ihr Baby reagiert auf ihren Zuspruch.
  • Es lauscht, wenn Sie im Abstand von etwa 20 cm zum Ohr mit Seidenpapier rascheln oder mit den Fingern schnalzen.
  • Wenn das Baby ausgeruht ist, hört es aufmerksam auf Stimmen und Geräusche.
  • Mit den Augen sucht es nach der Quelle vertrauter Geräusche.

Mit 2 - 3 Monaten

  • Auch wenn es Sie nicht sehen kann, wirkt Ihre Stimme beruhigend auf Ihr Baby.
  • Es bewegt den Kopf in Richtung auf eine Geräuschquelle.
  • Es versucht mit Ihnen in seiner „Sprache“ zu sprechen, lacht hörbar.

Mit 5 - 6 Monaten

  • Ihr Baby kann mit seiner Stimme auf sich aufmerksam machen und plappert bereits mehrere verständliche Laute.
  • Es reagiert auf entfernte Geräusche, wie z.B. Türglocke oder Telefonklingeln.
  • Bei unbekannten Geräuschen zeigt es deutliche Unruhe.

Wichtig: Auch ein gehörloses Kind bildet in den ersten Lebensmonaten Laute und plappert. Aber im Gegensatz zum hörenden Kind wird die Lautbildung nach und nach weniger, weil es keine Antwort hört. Gegen Ende des ersten Lebensjahres verstummt es schließlich.

Denn das Hörvermögen kann – oft infolge anderer Erkrankungen, wie z.B. Mittelohrentzündungen – auch im späteren Kindesalter noch beeinträchtigt werden. Wenn das Kind zu diesem Zeitpunkt bereits spricht, besteht die Gefahr, dass solche Hörstörungen längere Zeit unbemerkt bleiben.

Hier ist der Kinderarzt oder die Kinderärztin gefragt

  • Wenn Sie den geringsten Zweifel haben, dass Ihr Kind gut hört.
  • Wenn in der Familie bereits sehr früh Hörstörungen aufgetreten sind, sollten Sie dies dem Arzt oder der Ärztin mitteilen.

Von Anfang an „ganz Ohr“: Verstehen und Sprechen

In welchem Alter ein Kind das erste Wort klar und deutlich sprechen kann, ist von Kind zu Kind ganz unterschiedlich, denn auch die Sprachentwicklung verläuft sehr persönlich und sehr verschieden bei Kindern: Die einen sprechen bereits mit 12 Monaten ihr erstes Wort, andere lassen sich etwas länger Zeit, und Mädchen sind meist schneller und tun sich leichter als Jungen. Und auch was den Wortschatz betrifft, zeigen sich immense Unterschiede: Bei 20 Monate alten, sich normal entwickelnden Kindern kann der Wortschatz in einer unglaublichen Spanne von 20 bis etwa 450 Wörtern liegen!

Wann Ihr Kind zu sprechen beginnt, bestimmt es ganz allein. Allerdings zeigt es bereits von Geburt an eine besondere Vorliebe für menschliche Stimmen und ist „ganz Ohr“, wenn Sie mit ihm sprechen: Mit dem Klang Ihrer Stimme können Sie Ihrem Baby Ihre Zuwendung zeigen und Nähe und Wärme vermitteln. Sie können es damit beruhigen oder ermuntern und ihm das Gefühl geben, angenommen und willkommen zu sein. Ebenso hört es aber auch bereits als Neugeborenes, ob Sie aufgeregt oder ärgerlich sind. Damit ist die Sprache – lange bevor Ihr Baby selber sprechen kann – von Anfang an ein wichtiges Bindeglied in der Beziehung zwischen Ihnen und Ihrem Kind. Zugleich wird Ihr Baby mit jeder „Unterhaltung“ etwas mehr mit „seiner“ Sprache vertraut und erhält von Anfang an wichtige Anregungen für seine sprachliche Entwicklung

  • In den ersten Monaten gewöhnt sich Ihr Baby vor allem an bestimmte Eigenheiten seiner Muttersprache, wie z.B. Klang, Rhythmus, Laute, Betonung einzelner Wörter usw.
  • Es beginnt Mund- und Lippenbewegungen nachzuahmen und erste eigene Laute zu bilden.

Etappen in der Sprachentwicklung

Auch wenn Kinder unterschiedlich schnell sprechen lernen, so zeigt sich in der Regel doch eine bestimmte Abfolge in der Sprachentwicklung. Die nachfolgende Tabelle kann allerdings nur einen groben Anhaltspunkt bieten, denn häufig nutzen Kinder auch mehrere Etappen in der Sprachentwicklung eines bestimmten Alters gleichzeitig nebeneinander, wechseln also von einer in die andere. Oft überschneiden sich die Sprachetappen auch und folgen nicht strikt eine nach der anderen, wie es nach der Tabelle den Anschein haben könnte.

Auch die Altersangaben sind nur eine grobe Orientierung, wobei sich die zeitliche Spannbreite in erster Linie auf die verschiedenen Sprechstadien bezieht und nicht so sehr auf das Verstehen.

 

Wer Sprache hört, kann sprechen lernen

Das Sprechenlernen ist ein langer Weg über viele Etappen, zu denen ein Kind jeweils herangereift und bereit sein muss. Diesen Weg können Sie als Eltern zwar nicht beschleunigen, aber Sie können Ihr Kind dabei unterstützen, indem Sie seine Sprechfreude wecken und es von Anfang an „mit Sprache verwöhnen“. Geben Sie ihm deshalb möglichst viel Gelegenheit, Sprache mitzuerleben und anzuwenden – im Spiel ebenso wie bei ganz alltäglichen Beschäftigungen: 

  • Sprechen Sie von Anfang an mit Ihrem Baby und erzählen Sie ihm mit kurzen und einfachen Sätzen einfach alles, was Sie tun („Jetzt ziehe ich dir deine Windel an.“, „Papa nimmt dich auf den Arm.“, „Schau, da ist ein Ball.“).
  • Lieder, kleine Reime und Fingerspiele bereiten bereits dem Baby großes Vergnügen. Häufige Wiederholungen steigern den Spaß noch. Scheuen Sie sich auch nicht, Ihr  Kind während dieser Spiele in seiner Babysprache nachzuahmen. Sie bestätigen ihm damit, dass es auf dem richtigen Weg der Sprachentwicklung ist.
  • Lesen Sie schon im ersten Lebensjahr zusammen einfache Bilderbücher. Kinder sind begeistert, wenn sie aus Büchern etwas über Figuren, Tiere und Alltagsgegenstände erfahren: Wer ist das? Was macht das? Wo lebt das? Hat es Augen, ein Fell, einen Schwanz? Ist es rot oder gelb?
  •   Zeigen und benennen Sie Gegenstände, die Ihr Kind sieht, wie z.B.: „Das ist ein Ball.“ oder „Das ist ein Teller.“

 

Überaus breit gefächert: die motorische Entwicklung

Gerade in der Entwicklung ihrer Beweglichkeit zeigen Babys überaus große zeitliche Unterschiede. Manche beginnen schon zeitig mit dem freien Sitzen, andere tun dies erst sehr viel später. Viele Babys rollen sich schon sehr früh auf die Seite und in eine andere Lage, andere tun dies erst gegen Ende des ersten Lebensjahres. Und nicht nur das: Viele Kinder durchlaufen innerhalb zweier Monate mehrere Entwicklungsschritte der Körpermotorik fast nebeneinander, andere tun dies wohlgeordnet Schritt für Schritt. Aber alle Babys in unserem Kulturkreis, die sich normal entwickeln, können schließlich mit zehn Monaten frei sitzen.

Sobald Ihr Baby hierfür bereit ist, bringt es sich Kriechen, Sitzen, Aufstehen und Gehen selbst bei. Dabei lernen die meisten Kinder das freie Gehen über robben, kriechen, auf allen vieren laufen usw. Andere lassen diese Zwischenstufen aber einfach aus, und einige Kinder entwickeln ihre ganz eigene Art der Fortbewegung, z.B. schlängeln, rutschen, rollen, bevor sie gehen lernen. Die folgende Übersicht kann daher nur einen groben, annähernden Anhaltspunkt geben, wie sich das Baby in seinen Bewegungen entwickelt.

  • Bringen Sie Ihr Baby nicht in Positionen wie Sitzen oder Stehen, die es nicht selbstständig erreichen kann. Nur so lernt es die wichtigen Übergangsbewegungen, das Abstützen und das „richtige“ Fallen.

Wenn Ihr Baby immer beweglicher wird, wird so manches in der Wohnung zum Unfallrisiko. Beseitigen oder entschärfen Sie deshalb Gefahrenpunkte in der Wohnung, damit sich Ihr Baby gefahrlos und möglichst wenig eingeschränkt bewegen kann. Vorsicht: Herabhängende Tischdecken sind sehr verlockend!

Etappen in der Entwicklung der Körpermotorik

Alter Bewegung

3 Monate Der Kopf kann in der Bauchlage und im Sitzen aufrecht gehalten werden.

3 - 7 Monate Beginn der eigenständigen Körperdrehung (erst zur Seite, dann vom Bauch auf den Rücken und schließlich umgekehrt).

7 - 10 Monate Beginn der eigenständigen Fortbewegung (robben, kriechen), freies Sitzen.

9 - 13 Monate Aufsetzen und freies Sitzen.

9 - 15 Monate Selbstständiges Aufziehen zum Stand, Entlanggehen an Möbeln u. Ä.

9 - 18 Monate Freies Gehen.

Ganz wichtig: Verzichten Sie unbedingt auf Lauflernhilfen (sog. Gehfrei)! Sie bergen ein hohes Unfallrisiko mit oft schwerwiegenden Folgen. Und was das Gehenlernen betrifft, bewirken sie eher das Gegenteil !

 „Schaltzentrale“ Gehirn

Alle diese unterschiedlichen Bewegungsformen muss das Gehirn vor- und teilweise wieder umprogrammieren. Ein Teil dieser Bewegungsformen wird entwicklungsbedingt nur über eine gewisse Zeit verwendet. Die meisten werden jedoch – weil sie lebensnotwendig sind – schließlich weitgehend fest im Gehirn gespeichert.

Vor und nach der Geburt bewegen Babys zunächst Teile ihres Körpers, Arme und Beine gleichzeitig. Die Bewegungen sind eher gleichförmig und kaum gezielt. Etwa ab dem dritten Lebensmonat beginnt ein Baby dann langsam und vorsichtig, seine Arme, Hände und Finger gezielt zu bewegen. Die bisherigen Mitbewegungen des Körpers werden dabei zunehmend weniger: Das Baby beginnt, sich auf ein Bewegungsziel zu konzentrieren und störende Mitbewegungen zu vermeiden. Hierzu müssen die Nervenverbindungen der Bewegungszentren neu strukturiert, umgebaut werden.

Durch diesen „Umbau“ können im Verlauf des ersten Lebensjahres immer wieder mal Auffälligkeiten im Bewegungsverhalten auftreten, die bei den Früherkennungsuntersuchungen festgestellt und kinderärztlich kontrolliert werden müssen. In etwa 90 – 95% der Fälle sind diese Bewegungsauffälligkeiten bis zum Ende des ersten Lebensjahres verschwunden und die Kinder bewegen sich flüssig und sicher. Die Kontrollen sind jedoch notwendig, weil solche Bewegungsauffälligkeiten zuweilen auch frühe Anzeichen einer beginnenden krankhaften Bewegungsstörung sein können, die von den „normalen“, vorübergehenden Bewegungsauffälligkeiten im ersten Lebensjahr zunächst nicht sicher zu unterscheiden sind.

Wie Sie die frühe Bewegungsentwicklung anregen können 

Damit ein Kind seine körperlichen Fähigkeiten in ganzer Bandbreite entfalten kann, braucht es einen möglichst abwechslungsreichen Bewegungsraum mit vielfältigen Übungs- und Erfahrungsmöglichkeiten. Nur so kann es lernen, seinen Körper zu beherrschen und seine Möglichkeiten wie auch seine Grenzen herausfinden.

  • Körpererfahrung fördert die Bewegungsentwicklung: Tragen Sie Ihr Baby z.B. auf dem Arm, in Tragetüchern o. Ä. herum, streicheln und massieren Sie es nach dem Baden, „turnen“ Sie mit ihm spielerisch beim Wickeln.
  • Lassen Sie Ihr Baby möglichst oft auf der Krabbeldecke kräftig strampeln.
  • Legen Sie Ihr Baby, wenn es wach ist, abwechselnd auf Bauch oder Rücken. Hin und wieder darf es für kurze Zeit etwas aufrecht in einer Babyschale liegen. So kann es auf unterschiedliche Weise strampeln und auch mit seinen Händen spielen.
  • Versuchen Sie, Ihrem Baby einen möglichst großen Bewegungsraum in der Wohnung zu schaffen.

Ein Hinweis zu Babywippen: Lassen Sie Ihr Baby nicht lange in einer Wippe liegen. Auch ein kleines Baby braucht Bewegungsfreiheit. Die starre Position kann zudem zu Fehlhaltungen, besonders der Halswirbelsäule, führen. Legen Sie Ihr Baby deshalb lieber auf eine Krabbeldecke (Steppdecke) auf den Boden, falls dieser nicht zu kalt ist. 

  Hier ist der Kinderarzt oder die Kinderärztin gefragt

  • Wenn Sie sich über die körperliche Entwicklung Ihres Kindes Sorgen machen.
  • Wenn Sie den Eindruck haben, dass sich Ihr Kind sehr ungeschickt und unsicher bewegt.

Vom Greifen bis zur Fingerfertigkeit

Dass Ihr neugeborenes Baby fest zugreifen kann, ist ein Reflex. Denn bevor ein Kind willentlich etwas halten und greifen kann, dauert es eine ganze Zeit. Erst muss es sich weiterentwickelt haben und sich mit den Fähigkeiten von Händen und Fingern vertraut gemacht haben: Es saugt an seinen Fingern, schaut, wie sie sich bewegen, betastet mit der einen die andere Hand und übt gleichzeitig, seine Augen mit seinen Armbewegungen immer besser abzustimmen.

Gegen Ende des dritten Lebensmonats kann es dann bereits kleine Dinge kurz festhalten und mit etwa vier bis fünf Monaten beginnt es, gezielt nach Dingen in seiner Reichweite zu greifen.

Gegen Ende seines ersten Lebensjahres ist ein Kind so geschickt mit seinen Händen geworden, dass es nun mit größtem Vergnügen und unermüdlich selbst allerkleinste Krümel und Fusseln vom Boden aufzulesen versucht. In diesem Alter kann es auch bereits einen Ball mit beiden Händen fassen.

Aber Achtung: Auch wenn Ihr Baby gegen Ende des ersten Lebensjahres wahrscheinlich schon recht geschickt im Greifen und Festhalten ist, so heißt das aber nicht, dass es einen Gegenstand auch wieder gezielt loslassen kann. Das lernt es erst im Verlauf der nächsten Monate. Wenn es also mit heftigen Arm- und Handbewegungen sein Spielzeug scheinbar wegwirft, heißt das nicht, dass es ihm nicht gefällt: Es möchte es für den Moment einfach nur loswerden!

In der nachfolgenden Übersicht finden Sie die wesentlichen Etappen in der Greifentwicklung Ihres Babys. Die Zeitangaben sind Anhaltspunkte, sodass Abweichungen nicht gleich Anlass zur Sorge sein müssen.

Greifentwicklung im ersten Lebensjahr

Alter Greifstadium

Ende 3. Monat Ein Gegenstand kann schon kurz festgehalten werden.

4 - 5 Monate Beginn des gezielten Greifens. Gegenstände werden mit beiden Händen gefasst.

6 - 7 Monate Kleinere Gegenstände können mit einer Hand ergriffen werden und werden     dann in die andere Hand gelegt.

7 - 8 Monate Kleine Gegenstände werden zwischen gestrecktem Daumen und Zeigefinger gefasst, jedoch noch nicht mit der Fingerkuppe (Scherengriff).

9 - 10 Monate Kleine Gegenstände werden mit gebeugtem Daumen und Zeigefinger gefasst (unvollständiger Pinzettengriff).

Babys möchten alles Mögliche anfassen und mit Händen und Fingern ertasten und erfühlen. Geben Sie Ihrem Baby Gelegenheit, mit möglichst vielen Formen und Materialien – rund, eckig, hart, weich usw. – vertraut zu werden.

Hier ist der Kinderarzt oder die Kinderärztin gefragt

  • Wenn Sie sich über die Greifentwicklung Ihres Kindes Sorgen machen.
  • Wenn Sie den Eindruck haben, dass Ihr Kind sehr ungeschickt mit seinen Händen ist.

Ein besonderer Hinweis für Linkshänder: Manche Kinder benutzen schon jetzt bevorzugt die rechte oder linke Hand zum Greifen. Das kann ein Hinweis auf die angeborene Nutzung der Hände sein, zum Beispiel als Linkshänder. Jetzt und in den nächsten Monaten kann Ihr Baby den Handgebrauch durchaus wechseln, ohne dass dadurch eine Ausrichtung entsteht.

Wenn es meist die linke Hand benutzt, fordern Sie es nicht auf, die rechte Hand zu nehmen, beispielsweise wenn Sie ein Spielzeug oder den Löffel anbieten. Aufforderungen wie: „Nimm doch die rechte Hand“, versteht ein Baby nicht und später sind sie nicht angebracht. Eine aufgezwungene Umschulung kann zu Entwicklungsstörungen und folgenden Schulproblemen führen.

Informationen erhalten Sie hier: 

Erste deutsche Beratungs- und Informationsstelle für Linkshänder und umgeschulte Linkshänder e.V., Sendlinger Str. 17, 80331 München

Tel./Fax 089/26 86 14

E-Mail info@lefthander-consulting.org
www.lefthander-consulting.org

Anfänge und Entwicklung des kindlichen Denkens

Die geistige Entwicklung des Kindes ist ein vielschichtiger Reifungs- und Entwicklungsprozess. Dieser Prozess ist eng verknüpft mit anderen Entwicklungsbereichen – mit der Bewegungsentwicklung, der Entfaltung der Sinneswahrnehmungen und vor allem mit dem Erlernen der Sprache.

Ihr Baby nimmt von Geburt an seine Umwelt bereits mit allen Sinnen wahr und setzt sich auf seine ganz eigene Weise mit neuen Ereignissen in der Umwelt auseinander. Es fragt sich und findet heraus:

Ist das, was ich wahrnehme, mir schon bekannt oder unbekannt? Signalisiert es mir etwas Wichtiges wie die bevorstehende Mahlzeit? Ist es angenehm oder unangenehm?

Hängt es auf irgendeine Weise mit meinem eigenen Verhalten zusammen? Kann ich es durch mein Verhalten erneut hervorrufen?

Schon mit wenigen Monaten ist Ihr Baby in der Lage, seine verschiedenen Sinneserfahrungen miteinander zu verknüpfen: Es sieht, hört, riecht, tastet und schmeckt die Dinge. Dadurch erhält es erste einfache Vorstellungen von den Gegenständen in seiner Umgebung, aber auch von seinem eigenen Körper und von Ihnen, von Ihrem Verhalten, von Ihrer Gestalt. Doch zunächst kann es diese Vorstellung nur kurzfristig und unvollständig „speichern“ und nur dann abrufen, wenn es das Erlebte erneut sieht und erlebt. Im Zusammenspiel von Reifung und Erfahrung lernt es jedoch allmählich immer komplexer zu „denken“, wenn auch auf seine – kindliche – Weise. Denn bis ein Kind „erwachsen“ denkt, ist es noch ein langer Weg.

Kinder sind neugierig und wollen verstehen, wie etwas funktioniert. Beides ist ihnen angeboren. Vom ersten Lebenstag an wollen sie mitbekommen, was in ihrer Umwelt geschieht, versuchen sie zu verstehen, was um sie herum passiert und was das mit ihnen selbst zu tun hat.

Schon im Alter von wenigen Monaten suchen sie, wie Forschungen gezeigt haben, nach den Auslösern, den Ursachen von Geschehnissen, die ihnen erklären, warum etwas so und nicht anders funktioniert. Je nach ihrem Entwicklungsalter reagieren sie unterschiedlich darauf und finden – abhängig von ihrem Alter – „richtige“ Erklärungen dazu. Nun probieren sie immer wieder aus, ob sich das, was sie herausgefunden haben, mit gleichem Effekt wiederholen lässt, denn nur hierdurch wird ein Spielzeug, ein Gegenstand, eine Handlung verlässlich und vertraut. Aber: Die kindliche Neugier lässt sich nicht beliebig wecken. Sie hängt immer von den Fähigkeiten ab, die gerade heranreifen.

„Denkschritte“ im ersten Lebensjahr

Ihr Baby übt im Spiel nicht nur seine körperlichen Fertigkeiten ein. Auch mit seiner Umgebung, mit Gegenständen und Handlungen setzt es sich spielerisch auseinander, begreift und überprüft Zusammenhänge, verarbeitet seine Eindrücke und Vorstellungen und „tastet“ sich an neue „Erkenntnisse“ heran. Viele seiner „Denkschritte“ lassen sich deshalb gut am kindlichen Spiel veranschaulichen.

  • 0 bis 8 Monate

Bis zum Alter von etwa acht Monaten ist für ein Kind die Welt so, wie sie ist. Für Ihr Baby existiert nur das, was es unmittelbar sieht und erlebt: Wenn das Stofftier unter die Decke rutscht, ist es weg. Wenn Sie sich unter einem Tuch verstecken, sind Sie nicht mehr da.

  • 6 bis 8 Monate

Mit dem zweiten Lebenshalbjahr beginnt das Baby eine erste Vorstellung von den Dingen zu entwickeln. Es ist nun mehr und mehr in der Lage, alltägliche Gegenstände zu erkennen und zu unterscheiden.

  • 8 bis 9 Monate

Mit acht, neun Monaten kann ein Baby seine Vorstellung schon als Erinnerung kurz abspeichern. Es begreift nun allmählich, dass Menschen und Gegenstände auch dann noch da sind, wenn es sie nicht mehr sehen kann. Wenn das Stofftier verschwunden ist, sucht Ihr Baby nun danach oder möchte, dass Sie es finden. Und auch, wenn Sie sich unter einem Tuch versteckt haben, weiß es nun, dass Sie nicht wirklich weg, sondern immer noch da sind …

Welch eine aufregende Erkenntnis für Ihr Baby! Wohin verschwindet das Spielzeug, wenn es auf den Boden fällt? Ist der Teddybär tatsächlich noch da, wenn es ein Kissen darauf gelegt hat? Den größten Spaß aber hat Ihr Baby jetzt, wenn Sie mit ihm immer und immer wieder „Guck-guck“ spielen: In dem einen Moment sind Sie hinter dem Sofakissen, der Gardine, der Zeitung verschwunden, und dann kommen Sie mit einem vergnügten „Guck-guck“ auch schon wieder zum Vorschein. Welch eine Erleichterung, welche Freude, dass Sie tatsächlich noch da sind!

Ebenfalls mit etwa acht, neun Monaten macht Ihr Baby noch eine großartige Entdeckung: Es bewegt seinen Arm, und die Rassel in seiner Hand gibt Töne von sich. Es zieht an der Schnur seiner Laufente, und schon ist sie so nahe, dass es sie greifen kann. Wenn man auf den Lichtschalter drückt, geht das Licht an – oder aus. Aus dem Wasserhahn fließt Wasser, wenn man ihn aufdreht, die Tür geht auf oder zu … Das Kind erfasst nun, dass etwas Bestimmtes geschieht, wenn es etwas Bestimmtes tut. Damit beginnt es, Auswirkungen von einfachen Handlungen und erste Zusammenhänge von Ursache und Wirkung zu begreifen. Es kann nun bereits gezielt Mittel einsetzen, um etwas zu erreichen.

 

Auch Gefühle müssen sich erst entwickeln

Gefühle wie Liebe, Eifersucht, Furcht, Angst, Erleichterung, Wut und Ärger, so wie wir sie verstehen, kennt ein Neugeborenes noch nicht. Sie werden erst allmählich erfahren und gelernt und entwickeln sich in engem Zusammenhang mit der sozialen und geistigen Entwicklung eines Kindes.

Doch von Geburt an kann Ihr Baby bereits Interesse, Vergnügen, Überraschung und Ekel ausdrücken – vor allem über seine verschiedenen Gesichtsausdrücke. Mit etwa sechs Wochen erlebt und zeigt es deutlich Freude, wenn Sie sich mit ihm beschäftigen. Und es schaut lieber in ein fröhliches Gesicht, auch wenn es den Gesichtsausdruck noch nicht versteht.

Diese unterschiedlichen Regungen spürt Ihr Baby jedoch zunächst nur im Sinne von Wohlbehagen oder Unbehagen: Wenn Sie sich beim Wickeln mit Ihrem Baby unterhalten und mit ihm spielen, fühlt es sich wohl und erlebt seine Freude als Wohlbehagen. Wenn es plötzlich aufwacht und allein ist, kann dieses Alleinsein Unbehagen bei ihm auslösen. In seinen ersten Lebenswochen, aber auch noch danach, lässt es sich in seinen Empfindungen noch leicht „anstecken“ und passt sich selbst Ihren leisesten inneren Regungen an.

Spezifische Gefühle, wie wir sie verstehen, entwickelt ein Kind jedoch erst ab etwa sechs Monaten, wenn es erstmals Furcht empfindet und beginnt, sich mit fremden Personen zunehmend unbehaglicher zu fühlen.

Auf dem Weg zu den ersten Gefühlen

0 - 6 Wochen Ihr Baby spürt seine Empfindungen als Wohl- oder Unwohlsein und erkennt vertraute Stimmen wie die Ihre wieder.

ab ca. 6 Wochen Ihr Baby empfindet Freude. Es schaut lieber in fröhliche Gesichter, auch wenn es den Gefühlsausdruck dahinter noch nicht versteht.

ab ca. 3 - 4 Monaten Es kann Trauer sowie Ärger spüren.

4 - 9 Monate Es lässt sich von einem fröhlichen oder ärgerlichen Gesichtsausdruck anstecken und reagiert ebenso.

ab ca. 6 - 8 Monaten Ihr Baby spürt erste Empfindungen von Furcht. Es beginnt sich unbehaglich zu fühlen, wenn es mit einer Person, die ihm fremd ist, allein gelassen wird. Es fängt vielleicht sogar an zu weinen: Es beginnt zu „fremdeln“.

ab ca. 9 Monaten Ihr Baby erkennt, worauf Sie fröhlich, ängstlich-warnend oder ärgerlich reagieren. Wenn es nicht weiterweiß, z.B. bei einem plötzlichen lauten Geräusch, orientiert es sich daran, wie Sie oder eine andere Bezugsperson reagieren: Reagieren Sie ängstlich, wird es dasselbe tun, schauen Sie fröhlich, wird es ebenfalls fröhlich schauen.

Hilfe, Fremde! – Die ersten starken Gefühle

Zu den ersten starken kindlichen Gefühlen gehören Fremdeln und Trennungsangst. Mit etwa sechs Monaten wendet sich ein Kind immer stärker Mutter und Vater zu. Fremden Personen gegenüber wird es dagegen immer zurückhaltender, bis es sie schließlich sogar ablehnt. Dieses Fremdeln ist normal und tritt bei fast allen Kindern mehr oder weniger stark auf: Manche Kinder fremdeln kaum, andere tun sich noch Jahre schwer mit fremden Personen. Denn auch hier sind Kinder ganz unterschiedlich.

Es kann also durchaus passieren, dass Ihr Baby plötzlich lauthals zu weinen beginnt, wenn die Großeltern es wie gewohnt auf den Arm nehmen möchten; oder dass es sich auf einmal abwendet, wenn der – eigentlich schon vertraute – Babysitter kommt. Allerdings kann es auch sein, dass sich Ihr Baby dann auf Ihrem Arm wieder vergnügt und mit großem Interesse der „fremden“ Person zuwendet, denn im Prinzip ist es ja immer auch neugierig ...

Wie „skeptisch“ Ihr Baby Fremden gegenüber reagiert, hängt zudem immer auch von einer Reihe anderer Faktoren ab: davon, in welcher Verfassung es gerade ist; welche Erfahrungen es bereits mit fremden Menschen hat; wie Sie selbst sich gegenüber der anderen Person verhalten und wie einfühlsam sich diese dem Kind nähert. Und in vertrauter Umgebung wird sich Ihr Baby sicher leichter auf jemand anders einlassen …

Wenn sich die ersten starken Gefühle einstellen, kann Ihr Baby damit noch nicht von sich aus fertig werden. Es kann sich noch nicht selber beruhigen, trösten oder ablenken, wenn es sich unwohl fühlt. Wenn es jedoch in den ersten Lebensmonaten in „unbehaglichen“ Situationen immer wieder Ihre Nähe, Ihren Trost und Zuspruch erfährt, gibt ihm dies ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit. Damit kann es – je älter es wird – allmählich immer mehr versuchen, auch selbst mit seinen Gefühlen zurechtzukommen und nach und nach lernen, wie es sich in unbehaglichen Momenten auch selbst zur Ruhe bringen, ermuntern oder ablenken kann.

Was tun, wenn das Baby schreit?

 Schreien ist für das Baby die einzige Möglichkeit mitzuteilen, dass es etwas möchte oder sich aus einem bestimmten Grund unwohl fühlt. Vielleicht hat es Hunger oder Durst, vielleicht ist auch seine Windel voll oder es hat Blähungen oder Bauchschmerzen.

Die Ursache kann auch sein, dass Ihr Baby einfach nur müde ist oder Ihre körperliche Nähe spüren will.

Für die Eltern besteht in der Regel kein Grund zur Sorge. Wichtig ist aber, dass Sie Ihr Kind, wenn es schreit, trösten und versorgen. Je seltener dies geschieht, desto mehr schwinden die Ausdrucksmöglichkeiten des Babys und es nimmt Schaden in seiner seelischen Entwicklung. So weist die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung darauf hin:

„Wenn ein Baby minutenlang schreit, kommt es aus eigener Kraft nicht mehr aus diesem Zustand heraus. Und muss es immer wieder lange und verzweifelt schreien, bis es Hilfe und Trost bekommt, gewöhnt es sich an die Brüllarien. Es hat gespeichert: Sonst hilft ja nichts.“

Gesunde Säuglinge schreien durchschnittlich zwei bis drei Stunden pro Tag, manchmal aber auch länger.

Was können Sie tun, um das Baby zu trösten?
  • Nehmen Sie es auf und halten Sie es.
  • Schaukeln Sie es sanft auf den Armen oder gehen Sie mit ihm herum.
  • Sprechen Sie mit dem Baby, singen oder flüstern Sie ihm etwas ins Ohr.
  • Versuchen Sie es mit einem Schnuller.
  • Massieren Sie sanft seinen Bauch oder seinen Rücken.
  • Bieten Sie ihm zu trinken an.
  • Oft kann auch ein Wechsel der Umgebung Wunder bewirken.

Damit Ihr Baby gut einschläft, sollte es einen gewohnten Tagesablauf mit einem festen Essens-, Spiel- und Schlafrhythmus haben. Hilfreich ist auch, wenn Sie Ihr Baby stets mit dem gleichen Ritual in sein Bettchen bringen (z.B. hinlegen, ihm etwas vorsingen, streicheln, noch ein leises Gute-Nacht-Wort, dann das Licht aus und das Zimmer verlassen).

Wenn das Baby nicht aufhört zu schreien
  • Schauen Sie, ob es krank sein könnte oder Schmerzen hat.
  • Messen Sie Fieber.
  • Tasten Sie seinen Körper sanft ab.
  • Sind Schwellungen oder Rötungen sichtbar?
  • Ist die Gesichts-, Haut- oder Augenfarbe normal?

Bringen Sie Ihr Kind bei Auffälligkeiten auf jeden Fall zum Kinderarzt.
Wenn Sie die Ursachen für das Unwohlsein Ihres Kindes nicht erkennen können und spüren, dass Sie mit Ihrer Geduld langsam am Ende sind, gibt es für Sie eine Möglichkeit:
Legen Sie das Kind auf den Rücken in sein Bettchen, dunkeln Sie den Raum etwas ab und schließen Sie die Tür hinter sich. Versuchen Sie, etwas Distanz zu gewinnen. Geben Sie sich die Chance, ruhig zu werden. Manchmal hilft ein Telefongespräch mit einer Vertrauensperson. Ihr Baby wird vermutlich in seinem Bettchen weiterschreien, aber für eine kurze Weile ist dies weniger schlimm, als wenn Sie die Nerven verlieren.

Ein wichtiger Hinweis:

Manchmal schütteln Eltern ihre schreienden Babys aus lauter Verzweiflung. Tun Sie das nicht! Das Kind kann seinen Kopf noch nicht alleine halten, deshalb können schwere Schädel- und Wirbelsäulenverletzungen die Folge sein. Auch das Gehirn ist im Säuglingsalter noch sehr zart und verletzlich.

Ihr Kinderarzt wird Ihnen weiterhelfen. Im Internet finden Sie Hinweise auf der Website www.trostreich.de.
Siehe dazu auch Kapitel 4 „ Beratungsstellen in der Region für Eltern mit sogenannten Schreibabys“.

Angebote der Elternbildung

Im Rahmen des Projektes bietet Chancenreich Eltern-Kind- und Elternkurse in Herford an.

Die Programme wie:

  • PEKiP
    Prager-Eltern-Kind Programm  
  • FuN-Baby
  • Starke Eltern – Starke Kinder
  • Triple P

Die Durchführung erfolgt in Zusammenarbeit mit Trägern der Jugendhilfe, dem AWO Bildungswerk, privaten Anbietern, dem Deutschen Kinderschutzbund, der Volkshochschule im Kreis Herford, dem Kath. Bildungswerk und Familienzentren in Herford.

Aktuelle Kursangebote, Ansprechpartner und  Anmeldeadressen finden Sie auf der Chancenreich-Homepage: www.chancenreich-herford.de unter „Elternkurse“.

Fragen beantworten wir Ihnen gern unter der Chancenreich-Hotline: Tel. 282349.